Mit dem Roman »Der letzte Wolf« von S. A. Cosby hat der Ars Vivendi Verlag einen unfassbar tollen und aufwühlenden Roman in den Buchmarkt und an die Leser gebracht. Der Roman mit dem Originaltitel »All the sinners bleed« erschien im Frühsommer diesen Jahres und wurde von Barak Obama in seiner Sommer-Leseliste empfohlen. Zu recht!
Inhaltsverzeichnis
Als schwarzer Sheriff in einer Kleinstadt in Virginia
S.A. Cosby ist für seine aufwühlenden Themen bekannt, die sich naturgemäß um Rassendiskriminierung und das Zerbrechen der Gesellschaft drehen. Selbst Schwarzer hat er mit dem Schreiben eine Möglichkeit gefunden, über Themen, die ihn bewegen, zu sprechen. Die Themen werden von ihm am Liebsten in Romane mit einem kriminellen Touch gepackt.
Titus Crown war viele Jahre beim FBI tätig. Nach dem Tod seiner Mutter zieht es ihn in seine Heimatstadt Charon, einer kleinen Stadt im Süden, zurück. Dort kandidiert er als Sheriff, gewinnt diese Wahl und ist nun seit einem Jahr der Chef der hiesigen Polizei und hatte einige Männer und Frauen unter sich zu leiten.
Dass er Sheriff wurde, war gar nicht so einfach abzusehen. In einer Region, wo es noch so viel Hass auf Menschen gibt, die “eigentlich doch nur Sklaven sind”.
Sheriff Titus Crown versucht, Gerechtigkeit für die Landsleute mit dunkler Hautfarbe durchzusetzen, die es doch allzu sehr gewohnt sind, von den weißen Polizisten für fast alles verantwortlich gemacht zu werden. Ob sie einen Kaugummi auf der Straße ausgespuckt haben, oder ob es einen Einbruch in einem Laden gab, es sind immer die Farbigen, die dafür an den Pranger gestellt werden. Ihre Autos werden vorrangig kontrolliert, mit und ohne Grund. Titus will das ändern und hofft, dass er dies als schwarzer Sheriff kann.
In dem Augenblick, als er seine Kandidatur ankündigte, hatte er sich dafür entschieden, in einem Niemandsland zu leben – zwischen Menschen, die an ihn glaubten, Menschen, die ihn wegen seiner Hautfarbe hassten, und Menschen, die ihn für einen Verräter seiner Rasse hielten.
S.A. Cosby in »Der letzte Wolf« in der Fassung von Jürgen Bürger
Es geht ein Anruf im Sheriffbüro ein. An der Schule bedroht ein ehemaliger Schüler die Lehrer und Schüler. Der Amokläufer ist ein junger Farbiger, der bis vor zwei oder drei Jahren selbst noch hier zur Schule ging. Alle kennen ihn, so wie sich eh alle Bürger in einer Kleinstadt kennen.
S. A. Cosby schreckt nicht vor gewaltsame Szenen zurück
Der Amokläufer wird von den Männern des Sheriffs erschossen, als er mit einem Gewehr auf sie und die Schüler zustürmte. Ihrer Ansicht nach blieb ihnen gar nichts anderes übrig. Sheriff Titus Crown suspendiert die beiden Schützen trotzdem, weil er erst eine ordentliche Untersuchung abwarten will. Doch sofort wird klar, dass der Amokläufer einen Lehrer getötet hat, der noch an seinem Schreibtisch sitzt. Es war der Lieblingslehrer nahezu aller Schüler in den vergangenen dreißig Jahren.
Bei den Ermittlungen zu dem Amokläufer stoßen die Deputys auf ein Massengrab mit den Leichen jugendlicher Farbiger. Im beschaulichen Charon County in Virginia bricht für viele Bürger eine Welt zusammen. Die zusätzlich vom damaligen Präsidenten angefachten Ressentiments zwischen Weißen und Farbigen flammen stärker auf denn je.
Der letzte Wolf – Sheriff Titus Crown wollte ihm nie einen Namen geben
Abgesehen von der wunderbaren Erzählweise, in der S.A. Cosby den Lesern die Region, die Menschen, die Schwierigkeiten des Lebens näherbringt, ist der Autor ein Meister der subtilen Spannung. Für die Leser wird die Spannung nicht im ersten Moment offensichtlich, bis sie merken, ihnen fehlen noch Antworten zu dem einen oder anderen Satz. Immer wieder setzt S.A. Cosby Punkte, die zunächst nicht zu Ende geführt werden, die aber im Kopf der Leser verbleiben und nach einer Lösung bohren. Das sind solche winzigen Punkte, wie der wirkliche Grund des Ausscheidens aus dem FBI, oder die vielen Jahre ohne Kontakt zu seiner ehemaligen Freundin, das Verhältnis zu seiner aktuellen Lebensgefährtin, oder auch das zu seinem Vater und seinem Bruder.
Es sind so viele Stellen in der Geschichte, auf die man nicht sofort eine Antwort erhält. Aber ich verspreche euch, die Antworten wird es geben. Am Ende des Romans bleibt nichts offen und so behält man ihn in Erinnerung.
Wunderbar finde ich zwei Kapitel in »Der letzte Wolf« zwischendurch, die mit “Charon County” überschrieben sind. Hier gibt es die Mentalität der Menschen in einer Kleinstadt pur. Außerdem fasst der Autor in diesen beiden Kapiteln nochmal zusammen, was bis dahin den Lesern alles bekannt sein sollte. Gut gemacht!
Ein Roman voller Gewalt und voller Dämonen in den Köpfen der Menschen, voller religiösen und anderem Wahn, der einen einfach nicht loslässt.
Später, als seine Mutter unter der Erde lag, begriff er, dass das Wort Gottes genauso verdorben war wie die Menschen, die es lasen. Altes Testament, Neues Testament – alles nur belanglose Wort, geschrieben von Fanatikern als PR für ihre neue Sekte, gegründet im Gedenken an einen toten Zimmermann.
S.A. Cosby in »Der letzte Wolf« in der Fassung von Jürgen Bürger
Es ist eine faszinierende und spannende Geschichte, die es wert ist, gelesen und gekauft zu werden. Ich finde es mehr als toll, dass S.A. Cosby bei Ars Vivendi eine deutsche Heimat gefunden hat, nachdem ich ihn bereits mit den Originalfassungen seiner Romane für mich als herausragenden Schriftsteller entdeckt hatte. Dafür vielen Dank dem Verlag und auch dem Übersetzer Jürgen Bürger für seine wunderbare und passende Übertragung in die deutsche Sprache.
S. A. Cosby
Der letzte Wolf
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Bürger
(All the sinners bleed)
ars vivendi
ISBN 9783747205181
Rezension von:
© Detlef Knut, Düsseldorf 2023
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