Die 35-jährige Lilian Gray, genannt Lili hat ihr Cafe in Greenock, Schottland aufgeben müssen und steht vor dem Nichts. Als ihr der Brief eines Anwalts aus Nordwales in Haus flattert, der ihr eine erhebliche Erbschaft verspricht, macht sie sich mit ihrem Border Terrier Fizz auf den Weg nach Aberdaron. Sie erfährt, dass ein nur dem Anwalt Bekannter ihr ein kleines Pilgercottage und eine Menge Geld für die Renovierung vererbt hat. Sie muss ihr Erbe sofort antreten und das Cottage bewirtschaften. In einem Jahr soll sie erfahren, wer ihr Gönner ist. Voller Tatendrang macht sich Lili, die für Schreibtischarbeit absolut nicht gemacht ist, sondern am liebsten in der Erde buddelt und Kräuter, Pflanzen, Blumen und Bäume setzt, ans Werk. Hier, wo sie sich gleich wohl, geborgen und zuhause fühlt, hat aber jemand etwas gegen ihre Anwesenheit. Bevor sie ihr neues Zuhause beziehen kann, wird es von Unbekannten verwüstet…
In ihrem neuen Roman entführt mich Constanze Wilken nach Nordwales auf die Halbinsel Llyn. Hier begleite ich Lili nicht nur im Hier und Jetzt, sondern ich mache auch Bekanntschaft mit Lileas, die in der Zeit nach 614 als Tochter eines Druiden und seiner Familie aufwächst. Ihr Vater gibt ihr seine Kenntnisse weiter, bis die Familie außer Lileas, die flüchten kann, ausgelöscht wird. Sie tauscht ihren Namen in Meara und verlässt ihre Heimat Richtung Süden. Mit ihren besonderen Kräften lebt sie einsam als Heilerin und würdige Nachfolgerin ihres Vaters und hilft denen, die sie darum bitten.
Dass die Hauptpersonen sowohl aus der Gegenwart als auch aus der Vergangenheit zu Anfang der Geschichte aufgeschrieben sind, hat mir ein paar Mal sehr geholfen. Lileas und Lili habe ich beide sofort in mein Herz geschlossen. Beide haben ihre Stärken und Eigenheiten, sind zwei ganz aussergewöhnliche Frauen. Lägen nicht hunderte von Jahren zwischen ihnen, könnten sie Schwestern sein.
Mit ihrem einfühlsamen und doch prägnanten Schreibstil hat mich Constanze Wilken sofort in den Bann der walisischen Landschaft und ihrer Bewohner gezogen. Beim Lesen habe ich die salzige Luft in der Nase, höre die Wellen an die Felsen schlagen und sehe die schroffe Landschaft mit ihren kleinen Ortschaften vor mir. Sie hat es geschafft, dass ich einen weiteren Landstrich auf meine „möchte ich noch sehen“-Liste gesetzt habe.
Ich war gefangen in einer Geschichte aus Gegenwart und Vergangenheit, durfte lesen, wie sich eine Liebe anbahnt, eine andere leider entzweit wurde und hatte wunderbar unterhaltsame Lesestunden. Und ich freue mich auf eine Fortsetzung der Geschichte mit Lili.
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© Gaby Hochrainer, München 2017
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