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»Mexikoring« von Simone Buchholz

Selten habe ich in einem Buch so viel über Migrantenfamilien erfahren als in »Mexikoring« von Simone Buchholz. Vergleichbares gibt es maximal als TV-Serie, wie z.b. 4Blocks.

Spannend und informativ!

In Hamburg brennen die Autos , wie auch in vielen anderen Städten. Doch in einem wird eine Leiche gefunden. Neben der Frage, um wen es sich dabei handelt, muss geklärt werden, ob es sich um einen Unfall oder einen Mord handelt. Schnbell wissen die Behörden, dass es sich bei dem Toten um ein männliches Mitglied eines Familienclans aus Bremen handelt. Damit wird klar, dass es sich offensichtlich um eine Hinrichtung handelt. Gut getarnt. In der momentanen Welt der Autobrände.

Bei diesen Krimi handelt es sich keineswegs um einen herkömmlichen Kriminalroman. Dieser Roman zeigt detailliert die Problematik der Migrantenpolitik in Deutschland. Er zeigt die Gründe des Scheiterns dieser Politik. Er zeigt, warum es in Deutschland in zunehmendem Maße Clankriminalität gibt und warum deutsche Behörden sie kaum eindämmen können. Die Autorin hat hervorragend das Genre des Krimis gewählt, um diese Verhältnisse sichtbar zu machen.

Zunächst hatte ich Schwierigkeiten mit dem Schreibstil. Zugegeben, es war mein erster Chastity-Riley-Roman. Die junge Staatsanwältin hat so ihren eigenen Stil. Dazu gehört, dass manche Sätze unvollkommen und abgehackt wirken. Man braucht einige Seiten, um sich daran zu gewöhnen. Aber dann beginnt man, die Schnoddrigkeit zu mögen. Frech, frivol, krüde und echt schnoddrig wirkt diese Ermittlerin mehr als tough. Ihr Umgang mit Kollegen und anderen Menschen macht sie dennoch besonders sympathisch, obwohl man nicht alle ihre Ansichten teilen muss.

Neben der Protagonistin sind die anderen Figuren sorgsam aufgestellt. Die Typen, die sie darstellen, sind in jedem Team zu finden. Eine Authentifizierung mit ihnen sollte jeder Leserin, jedem Leser schnell gelingen.

Neben Schreibstil und Figurenensemble ragt der Bau des Romans heraus. Zusätzlich zum Strang mit den Ermittlungen gibt es Stränge, in denen die Liebesgeschichte des Opfers zu einem Mädchen erzählt wird. Aber auch das Aufwachsen und Leben in einer Familie aus dem nahen Osten. In diesem Falle begrenzt auf einem bestimmten Volksstamm.

Die Kapitel sind extrem kurz gehalten, Manche nur eine halbe Seite lang, manche lediglich mit lyrische Versen versehen. Und dennoch stellt manches Kapitel eine Zusammenfassung, z.b. des Handlungsrahmens oder des Figurenensembles dar. Außerdem sorgen die kurzen Kapitel dafür, dass die Seiten nur so durch die Hände fliegen.

Mexikoring ist ein Roman, den ich sehr gern weiterempfehle. Neben Spannung und Unterhaltung ist er ungemein informativ und hat in manchen Dingen ein „aha“ bei mir hervorgerufen. Wer mag, kann hier auf dem Blog eine weitere Besprechung zu diesem Roman von meiner Mitautorin Gaby lesen.

Simone Buchholz
Mexikoring
Suhrkamp Verlag
ISBN 9783518468944
 

© Detlef Knut, Düsseldorf 2020
Der Beitrag enthält Affiliate-Verknüpfungen.
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