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„Der Attentäter“ von Ulf Schiewe

Von Montag, dem 22. Juni 1914 bis zum Tag des Attentats am Sonntag, den 28. Juni 1914 stellt mir der Autor Uwe Schiewe Gavrilo Princip, Trifko Grabež und Nedeljko Čabrinović vor. Drei junge Männer, die sich auf den Weg nach Sarajevo machen um den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand umzubringen und damit ihrem unter österreichischer Regentschaft stehenden Vaterland einen großen Dienst zu erweisen. Ihr Gegenspieler Major Rudolf Markovic, Chef des Militärgeheimdienstes Bosnien-Herzegowina versucht dagegen alles, das Leben des Thronfolgers zu retten und so eine Katastrophe zu vermeiden.

So macht Geschichtsunterricht richtig Spaß

Ich hatte so meine Zweifel, ob man das Attentat, von dem ich aus dem Schulunterricht noch einiges wusste, in einem Thriller so spannend darstellen kann, dass er mich zu fesseln vermag. Aber schon nach wenigen Seiten hat mich der Autor mit seiner total interessanten Geschichte rund um dieses Attentat eingefangen und bis zum bitteren Schluss nicht mehr losgelassen.

Ich bin immer noch begeistert, wie lebensnah, gut vorstellbar der Autor die Menschen, die hier handeln, beschrieben und mir nahe gebracht hat. Ich kann die Zerrissenheit, die Unsicherheit, aber auch die Hoffnung und die Lebenslust der kranken, jungen Menschen spüren und auch ein Stück weit nachvollziehen. Oskar Potiorek, Befehlshaber der Balkanarmee, ist einer der wenigen, zu denen ich von Anfang an wegen seiner Arroganz und seiner Großspurigkeit keinen Zugang gefunden habe. Hätte er ein klein wenig Weitblick bewiesen, wäre der Tag nicht so schrecklich ausgegangen.

Ich finde es toll, dass nur wenige Figuren, wie z.B. Major Rudolf Markovic oder Svetlana Marić erfundene Figuren sind. Alle anderen sind real und waren mehr oder weniger direkt mit dem Attentat verbunden.

Neben all dem Schrecklichen, was bis zum Attentat passiert, gibt es zwei Frauen, die mir immer mal wieder durch ihre natürliche und richtig liebe Art ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Herzogin Sophie von Hohenberg und Baronin Gertrude von Prittwitz, die leider nur eine kleine Nebenrolle spielt, habe ich besonders in Herz geschlossen. Und es ist unheimlich traurig, dass die drei Kinder auch ihre Mutter bei dem Attentat verloren haben. Was ja so nicht geplant war.

Die Karte im vorderen und auch hinteren Klappeninnenteil zeigt die Stadt Sarajevo und die Stellen, die im Buch beschrieben sind.

Das Glossar am Ende des Buches und das untergliederte Personenverzeichnis bereichern das Buch und haben mir beim Nachschlagen sehr geholfen.

Eine spannende und interessante Geschichte gemixt aus Wahrheit und Fiktion, die mir sehr gut gefallen und mich sehr gut unterhalten hat. So macht „Geschichtsunterricht“ richtig Spaß. Und mit Uwe Schiewe habe ich einen neuen Autor kennengelernt, bei dem es sich bestimmt lohnt, auch seine anderen Bücher einmal anzuschauen.

Ulf Schiewe
Der Attentäter
Bastei Lübbe, Köln
ISBN 9783404179039
 

© Gaby Hochrainer, München 2020
Der Beitrag enthält Affiliate-Verknüpfungen.
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