Eine erfolgreiche Suche nach der eigenen Identität.
Laura Wind ist 29 als sie ihre Mutter Magdalena verliert, die nicht nur Mutter, sondern auch Freundin und Vertraute für sie war. Ihren Freund Daniel verläßt Laura, als sie erfährt, dass seine Exfreundin ein Kind von ihm bekommen wird. Ihr Leben scheint in Trümmern zu liegen, als sie sich entschließt ihre Wurzeln in Italien aufzuspüren.
Anika Landsteiner hat mich mit diesem Buch von Beginn an in ihren Bann gezogen. Sind es die wundervollen Beschreibungen der italienischen Südostküste? Sind es die so unterschiedlichen, aber wunderbaren Menschen, die ich hier kennenlernen darf? Ist es die Geschichte vom Suchen, von Verlust und einer Reise zu sich selbst?
Ich denke, es ist von allem ein bisserl, was den Reiz dieser eher melancholischen, wunderschönen Geschichte ausmacht.
Da ist zum einen das Setting: der Gargano an Apuliens Ostküste, dem Sporn am Stiefel Italiens. Hier meine ich die salzige Luft riechen zu können. Würde mich am liebsten gleich ins Auto setzen und dorthin fahren, wo es jährlich viele tausend Urlauber hin treibt. Wo aber um diese Zeit höchstens ein Jogger seine ahn zieht oder eine Abfalltüte über den Bürgersteig weht.
Da sind zum anderen die Menschen, denen Laura dort begegnet. Ihrem Vater Emilio, der sich beide Unterschenkel gebrochen hat und nun erst mal im Rollstuhl sitzt. Er muss sich erst mit der neuen Situation – meine Tochter ist hier – auseinandersetzen.
Gianna, eine alte Freundin ihres Vaters, bei der es eine ganze Zeit braucht um mit ihr warm zu werden. Nach einem Knall, bei dem auch Lauras italienisches Temperament zum Ausbruch kommt, klärt sich die Situation. Sie müssen ja keine Freundinnen werden. Aber sie lernen sich zu arrangieren und vor allem zu respektieren.
Aber auch die anderen Figuren, Luca, Pino und Rio z.B. sind alle lebhaft, mit Ecken und Kanten, nicht fehlerfrei, sehr menschlich und gut vorstellbar beschrieben.
Was für mich den ganz besonderen Reiz dieser Geschichte ausmacht, ist vor allem auch der Schreib- und Erzählstil von Anika Landsteiner. Sehr einfühlsam, sehr emotional, aber auch mit einer gewissen Grundspannung, die sich bis zum Schluss hält, lerne ich die Vergangenheit und deren Wirken bis in der Gegenwart kennen und verstehen. Dazwischen immer die Leichtigkeit des italienischen Lebensgefühles. Nicht zu vergessen, das leckere Essen, das immer wieder erwähnt wird.
Und ich würde Laura so gerne auf dieser Reise mit der Transsibierischen Eisenbahn begleiten.
Ein wundervolles Buch voller Abenteuer, Leben, Liebe, Trauer, Fernweh, Familie und der Suche einer jungen Frau nach ihrer Zugehörigkeit. Und auch wenn die Geschichte ein paar Längen hat, sollte man doch jede Zeile der Geschichte genießen.
4,5 von 5 Sternen
Anika Landsteiner Mein italienischer Vater Diana Verlag, München ISBN 9783453292161 |
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© Gaby Hochrainer, München 2018