Böse Leute von Dora Heldt

„Von Verbrechensaufklärung haben die auf dem Revier keine Ahnung“ und
„Die von der Ostsee haben einfach keine Ahnung“ meint Karl.

Der
ehemalige, jetzt pensionierte Revierleiter aus Westerland Karl Sönnigsen
kann seinen Ruhestand einfach nicht genießen. Nun ist seine Frau zur
Reha und ihm ist langweilig. Da kommen die Hauseinbrüche, die derzeit
gehäuft vorkommen, gerade recht. Da er zu seinem Nachfolger kein gutes
Verhältnis und schon gar kein Vertrauen in dessen Ermittlungsarbeit hat,
beginnt er mit seinem Freund Onno und den Chorschwestern Inge und
Charlotte selbst zu ermitteln. Als es dann auch noch eine Tote gibt,
geben die 4 bei ihren Ermittlungen rihtig Gas.

Da ich einige der
Romane von Dora Heldt verschlungen habe, war ich sehr gespannt, wie sie
an einen Krimi heran geht. Und ich bin auch hier restlos begeistert
worden.

Die Hauptakteure Karl, Onno, Inge und Charlotte kenne ich
bereits aus anderen Geschichten der Autorin und bin so sofort voll in
diesen Krimi eingestiegen. Solche Freunde sollte jeder in den späten
Jahren seines Lebens haben. Sie sind mir schon richtig ans Herz
gewachsen. Ohne viel Blutvergießen, aber mit jeder Menge
Ermittlungsarbeit lassen mich die vier Hobbyermittler dabei sein, wie
sie Zeugen befragen und Karl, der glaubt, unbedingt zur
Verbrechensaufklärung auf der Insel beitragen zu müssen, immer wieder
versucht auf dem Revier an Neuigkeiten zu kommen. Ich sitze mit ihnen
zusammen in Onnos Küche oder Charlottes Wohnzimmer, wenn sie
beratschlagen und Eierlikör süffeln. Heinz und Walter, die Ehegatten von
Inge und Charlotte, sind gerade auf einem Immobilienlehrgang und sollen
von den Geschehnissen auf der Insel nichts wissen.

Die mir schon
bekannten, aber auch die neuen Protagonisten sind liebevoll, farbig und
lebensecht gezeichnet. Vor meinem inneren Auge habe ich sie fast alle
direkt vor mir sehen können.
Auch die kriminelle Geschichte ist gut
durchdacht und absolut nachvollziehbar. Ich hatte zwar schon bald einen
Verdacht, wer in die kriminellen Machenschaften verstrickt sein könnte,
aber wie alles zusammenhängt, das klärt sich wirklich erst ganz zum
Schluss.

Mir gefällt vor allem auch der feine, stichelnde Humor, der mich manches Mal hat schmunzeln lassen.
Die
Beschreibungen der Insel sind sehr facettenreich und kommen total echt
rüber. Hier merkt man, dass die Autorin weiß worüber sie schreibt. Bei
mir ist ein richtiges Wohlgefühl entstanden.

Auch zwei/drei
kleine Liebesromanzen entwickeln sich in den ganzen Turbolenzen ganz
langsam und fügen sich hervorragend in die Geschichte ein.

Da
ich eher eine Liebhaberin der nicht so blutrünstigen Krimis bin, hat
mich der erste Krimi von Dora Heldt absolut überzeugt. Ich hoffe, es
wird nicht der letzte Fall sein, den Karl mit seinen Freunden löst.

Heldt, Dora
Böse Leute
dtv, München
ISBN 9783423260879

© Gaby Hochrainer, 2016