Der Narr und seine Maschine

Friedrich Ani – Der Narr und seine Maschine

Düster und bedrückend! – Der Narr und seine Maschine

Tabor Süden, Ex-Polizist und nun Ex-Privatdetektiv, steht in einer Bahnhofshalle und schaut wie gebannt auf die Anzeigetafel. Die Reisetasche in seiner Hand wird schwer. Zuerst hat er seinen Beruf aufgegeben, jetzt seinen Job und seine Wohnung. Für seine Zukunft wünscht er sich die allumfassende Unsichtbarkeit.

Cornelius „Linus“ Hallig, 64, Trinker, Raucher, ehemals erfolgreicher Schriftsteller unter dem Pseudonym Georg Ulrich, erinnert sich ohne Wehmut an die Zeit, als er mit seiner Mutter noch in einem Haus, einer eigenen Wohnung gewohnt hat. Hier steht er nun davor und läuft seinen Erinnerungen nach.

Süden hat einige Krimis von Ulrich gelesen. Früher. Heute soll er ihn suchen. Er nimmt den Auftrag seiner ehemaligen Chefin an.

Bei „Ein Fall für Tabor Süden“ habe ich sofort an einen Krimi gedacht. Aber obwohl diese Geschichte, die Friedrich Ani hier für seinen Ermittler kreiert hat eine leichte Spannung bietet, würde ich sie nicht als Krimi bezeichnen. Für mich sind es die Lebensgeschichten zweier Menschen, die durch das Verschwinden des Einen und der Suche des Anderen aufeinander treffen.

Friedrich Ani versteht es gekonnt, die Zerrissenheit, die Hoffnungslosigkeit, die Düsternis, die beiden Einzelgängern inne wohnt zu beschreiben. Er lässt mich ein Stück des Weges mit ihnen gemeinsam gehen, mich die Verlassenheit spüren und tief in die geschundenen Seelen blicken.

Das Cover passt sehr gut zur Geschichte und zum Schluss weiß man auch, was es mit dem Titel auf sich hat.

Eine einfühllsame, bedrückende, psychologisch ausgereifte Geschichte über Verlassen und Verlassen werden. Keine leichte Lektüre, aber absolut lesenswert – auch ohne Happy End.

Ich denke, dass ist nun wirklich der endgültige Abschied von Tabor Süden, den ich in den letzten Jahren ins Herz geschlossen habe.

Friedrich Ani
Der Narr und seine Maschine
Suhrkamp Verlag, Berlin

ISBN 9783518428207

Rezension von
© Gaby Hochrainer, München 2018
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