Parker Killer1

Robert B. Parker: Der Killer kehrt zurück


Eine Kleinstadt in Aufruhr. Eine Schule für lateinamerikanische Einwanderer Kinder soll in einem Nobelviertel der Stadt in Betrieb genommen werden. Die Anwohner fürchten eine Zunahme der Kriminalität durch die Latinos. Polizeichef Jesse Stone hat alle Hände voll zu tun, um die erhitzten Gemüter zu beschwichtigen.

Besonders schön ist, dass Parker eine eigene kleine Welt geschaffen hat. Eine Kleinstadt in Massachusetts. Immer wieder hat man es in den Romanen mit denselben Leuten zu tun. Sie werden nie vergessen. Sie laufen einem beim Lesen immer wieder über den Weg. Und bei dem vorliegenden Roman „Der Killer kehrt zurück“ wird dieser Tatsache hinsichtlich einer Gangsterfigur aus dem Roman „Terror auf Stiles Island“ Rechnung getragen. Der Apatsche Cromartie, Crow genannt, ist nach zehn Jahren zurückgekehrt. Jesse Stone hat kein gutes Gefühl dabei. Doch er kann Crow nichts nachweisen. Bewundernswert ist die Übereinstimmung der Charaktere beider Typen. Den Crow zeigt sich als ein Killer mit ritterliche Ehre im Leib, denn er behauptet von sich, keine Frauen umzubringen. Tatsächlich ist nicht alles schlecht, was er in Paradise anstellt. Jesse Stone weiß nur nicht, wie er damit umgehen soll. So wie er seinen Weg als Cop geht, so geht Crow seinen Weg als „sauberer“ Killer.
Immer wieder amüsiert knisternde Spannung und die humorvollen Gespräche zwischen Jesse und seinen Mitarbeitern. Manchen von ihnen lernt der Leser auch ganz neu kennen. Manche fallen in ihre alten Muster zurück. Was damit begann, dass einige Bürger die neu eingerichtete Schule für Latino-Amerikaner verbieten wollen, endet offenbar in einem Desaster größten Ausmaßes. Immer neue Wendungen sorgen für Spannung. Zusammen mit dem leicht-flockigen Sprüchen der Figuren ergibt das einen außergewöhnlichen Lesegenuss.
(Die Jesse-Stone-Romane von Parker wurden mit Tom Selleck in der Rolle des Jesse Stone verfilmt. Der Besetzung des ersten Films hatte der Schriftsteller erfreut zugestimmt. Die darauffolgenden Romane scheint er auf diesen Schauspieler maßgeschneidert geschrieben zu haben.)
       
Parker, Robert B.
Der Killer kehrt zurück
Ein Fall für Jesse Stone
Aus dem Amerikanischen von Bernd Gockel
Pendragon, Bielefeld
ISBN 9783865324481
© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Der Stern der Theophanu

Beate Sauer: Der Stern der Theophanu


In diesem historischen Roman wird die Geschichte der byzantinischen Prinzessin Theophanu erzählt. Diese junge Prinzessin wird im Jahre 972 aus machtpolitischen Erwägungen heraus mit dem Anwärter auf den deutschen Thron, dem jungen Otto II. verheiratet. Zu dieser Zeit ist die Macht des Kaisers, der im Geiste der römischen Cäsaren sowohl die weltliche als auch die kirchliche Macht beherrschen möchte, nicht unangefochten. Ebenso strebt der byzantinische Herrscher nach der großen Macht. Die Heirat zwischen dem jungen Mädchen Theophanu und dem Kaisersohn Otto dient also der Befriedigung der beiden großen Mächte. Die Eingewöhnung in der neuen Heimat fällt dem jungen Mädchen aus der südländischen Metropole der damaligen Welt jedoch schwer, denn nicht nur in den deutschen Gefilden, sondern auch am Kaiserhof selbst ist das Klima rau, sehr rau. Erst nachdem sich Theophanu unerwartet und dennoch leidenschaftlich in ihren sympathischen Gatten verliebt, wird ihr das Fremde in dieser Welt vertraut. Es gelingt ihr jetzt nicht nur, den Männern, die sich ihr in den Weg stellen, sondern auch ihrer Schwiegermutter Adelheid die Stirn zu bieten. Darüber hinaus kämpft sie beherzt an der Seite Ottos um die deutsche Kaiserkrone.


Um das große Reich zu befrieden, reisen der Kaiser und seine Gattin mit dem gesamten Hofstaat durch die Ländereien. Es gab zu damaliger Zeit keinen festen Stammsitz an einem einzigen Ort, der Kaiserhof hatte mehrere Stammsitze die so genannten Pfalzen, von denen aus regiert und Gericht gehalten wurde. Theophanu begleitet ihren Mann und bestärkt ihn in seinen Entscheidungen. Sie gebiert ihm Kinder und auch den möglichen Stammhalter, der ebenfalls den Namen Otto erhält. Der Widersacher hat Otto viele sowohl am Hofe als auch im Umfeld unter den zahlreichen Fürsten. Nicht nur Theophanu sondern auch ihr Gatte wird von vielen Fürsten angefeindet, besonders von Heinrich von Bayern, der als sein Kosein ebenfalls Anspruch auf die Kaiserkrone erhebt.

Die Autorin Beate Sauer hat akribisch recherchiert und viele Fakten in diesem fiktiven Roman eingearbeitet, um die Geschichte lebendig werden zu lassen. In einem langen Nachwort erläutert sie, an welchen Stellen sie die Wahrheit etwas gebeugt hat oder wo sie der Wahrheit etwas hinzugefügt hat, um dem dramaturgischen Handlungsstrang noch mehr Plausibilität und Spannung zu verleihen. Sie gibt mit diesem Roman ein ziemlich exaktes Gesellschaftsbild der damaligen Zeit wider. Viele Begebenheiten sind in Dokumentationen und Sachbüchern nachzulesen. So wird auch der Königsraub von Kaiserswerth, in welchem Otto III. als Kind durch Heinrich von Bayern entführt wurde, aus einer ganz spezifischer Sicht geschildert.

Wer in die deutsche Geschichte eintauchen möchte und die Welt von Theophanu und Otto II. erleben möchte, der ist mit diesem Roman bestens beraten. Er ist unterhaltsam spannend und gut fundiert. Diesen Roman empfehle ich sehr gerne.



Sauer, Beate
Der Stern der Theophanu
Goldman Verlag, München
ISBN 9783442468164


© Detlef Knut, Düsseldorf 2015

 

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Die Zerrissenen

Stepanie Fey: Die Zerrissenen

Mit diesem Roman präsentiert die Münchner Autorin Stephanie Fey den dritten Band einer Trilogie um die Rote Armee Fraktion. Protagonistin ist Carina Kyreleis, Rechtsmedizinerin und Gesichtsrekonstrukteurin. Durch den Fund einer Leiche auf dem Waldfriedhof kommt die Rechtsmedizinerin einem Unbekannten auf die Spur, der Frauenleichen ausgräbt und misshandelt. Doch bevor sie diesen Unbekannten aufspürt, obduziert sie einen auf Abwege geratenen Ex-Kollegen ihres Vaters, Kriminalhauptkommissar Matte Kyreleis, der erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden wurde. Ihr Vater glaubt fest daran, dass dieser Tote ermordet worden ist, und er sieht Parallelen zu den Terroristen der RAF, deren angebliche Selbstmorde ähnliche Ungereimtheiten aufweisen. Vom ersten Moment an wird in diesem Roman bei regnerischem Wetter ermittelt. Das lässt miese Stimmung aufkommen und manchmal wird die Protagonistin von Panikattacken überwältigt. Sie fühlt sich verfolgt, ohne den Grund zu wissen. Ihre Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen, irgendjemand will verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt.

Die Autorin hat diesen Thriller in zwei Handlungsstränge untergliedert, zum einen den des Leichenschänders, und zum anderen den um die Ermittlungen zur RAF und dem Toten im Gefängnis. Dabei ist der erste Handlungsstrang noch mit einer weiteren Ebene versehen, nämlich der Ebene aus der Perspektive des Leichenschänders. Hier erlebt der Leser mit, was diesen Menschen dazu geführt hat, dass er weibliche Leichen ausbuddelt und sie dann missbraucht. Es bleibt dem Leser nichts verborgen und er erfährt zumindest auch den Vornamen des Täters. Während jedoch die Ermittlungen laufen und sich Ermittler, Polizisten und Zeugen unterhalten, fällt in der gesamten Zeit nicht ein einziges Mal der Name dieses Schänders. Zwar ahnt man als Leser, dass der Täter nicht weit weg sein kann von den handelnden Figuren, aber einen definitiven Hinweis gibt es lange Zeit nicht. Der Täter führt ein Doppelleben, womit wiederum der Leser leben muss.

Der Handlungsstrang mit dem in der Gefängniszelle Erhängten ist eng verzahnt mit dem Leben der Protagonistin und ihres Vaters. Wie die Rechtsmedizinerin erfährt, war ihre Mutter eine Killerin im Auftrag des Bundesnachrichtendienstes, und arbeitete gegen die RAF-Terroristen. Sie ist bereits ums Leben gekommen, als Carina Kyreleis noch ein kleines Mädchen war. Auch ihr Vater ist jahrelang davon ausgegangen. Erst die Ermittlungen um seinen Ex-Kollegen lassen andere Vermutungen zu.

Die Autorin hat für diesen Roman sehr viel Rechercheaufwand betrieben, was die RAF-Szene angeht als auch die Vorgehensweisen von Leichenschändung. Stets bemüht, dem Leser umfassende Informationen zu den Vorgängen mit auf den Weg zu geben, versteht sie es, diese Informationen in eine packende Handlung einzubetten. Viele Details vom Ende der RAF 1993 in Bad Kleinen werden auf unterhaltsame Weise verarbeitet und damit wieder ins Gedächtnis der Leser geholt. Die psychologischen Abläufe über das Leben eines Leichenschänders und die detaillierte Arbeit einer Rechtsmedizinerin wird mit viel Akribie von Fey für den Leser aufbereitet.

Ein spannender Thriller, der einem kaum Zeit zum Atmen lässt.

Fey, Stephanie
Die Zerrissenen
Heyne Verlag, München
ISBN 9783453417601

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015

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Stefan Keller: Kölner Kreuzigung

http://dk-literatur.blogspot.de/2015/05/stefan-keller-kolner-kreuzigung.html

Der Prolog dieses Romans beginnt mit einem tiefen Rückblick in die Vergangenheit Kölns. Es wird der Auftrag vergeben, ein Bildnis zu malen. Doch gleich darauf in den nächsten Kapiteln erfolgt der Sprung in die Gegenwart. In einer Kölner Wohnung wird ein Schauspielerpärchen tot aufgefunden. Am Abend zuvor hat es hier eine große Party gegeben, und die Kommissare Paula Wagner und Hannes Bergkamp stürzen sich in die Ermittlungen. Doch so richtig scheint es nicht voranzugehen. Während dieser Ermittlungen stoßen die Kommissare auf den Privatdetektiv Marius Sandmann. Sandmann hatte während seines Studiums als Kaufhausdetektiv gejobbt und später als freiberuflicher Mitarbeiter für den Privatdetektiv Gunter Brock gearbeitet. Im Laufe der Jahre hat er sein Studium einschlafen lassen und ist immer weiter in das Ermittlertum der Detektei verfangen. Gerade hatten Sandmann und sein Chef an der Auffindung eines Gemäldes von Stefan Lochner mit dem Titel „Kreuzigung“ gearbeitet. Sie hatten den Auftrag von einem Kölner Kunstmuseum. Das Gemälde welches in den 1920er Jahren in den Besitz des Kunstmuseums gelangte, war 1943 auf ominöse Weise aus dem Museum verschwunden. Der jetzige Museumsdirektor hatte Hinweise erlangt, dass sich das Gemälde in der Nähe befinden sollte und beauftragte deswegen unter Ausschluss seiner Vorgesetzten die Privatdetektei von Gunter Brock mit der Suche. Die Kommissare finden den Privatdetektiv Marius Sandmann unsympathisch, genauso wie auch er die Kommissare unsympathisch findet. Als er ihnen vom Auftrag erzählt, glauben Sie ihm nicht. Um dessen Aussagen zu überprüfen, begeben Sie sich zum Museumsdirektor, der strikt verneint, dass er einen Auftrag zur Suche eines Gemäldes vergeben hat. Damit gerät Marius Sandmann ins Visier der Polizei, allerdings fehlt den Kommissaren noch ein detailliertes oder auch nur vages Motiv für die Tat.
Stefan Keller hat die parallelen Handlungen in kurze Kapitel unterteilt, die immer wieder mit spannenden Cliffhangern versehen wurden. Der Leser erlebt so das Geschehen aus drei verschiedenen Sichtweisen: aus der Sicht der Polizei die Ermittlungstätigkeit um den Tod des Schauspielerpärchens, aus der Sicht von Marius Sandmann bei der Suche nach dem Gemälde und schließlich als dritter Sicht in einer Rückblende auf das Jahr 1943 mit den Umständen, wie das Gemälde aus dem Kunstmuseum entwendet wird. Neben den spannenden Kapitelenden stiftet der Autor jede Menge Verwirrung und sorgt für ausreichend Überraschungen in der Handlung. Der Autor erfährt über die Verstrickungen einer reichen Kölner Familie mit deren Machenschaften während des Zweiten Weltkrieges. Die Handlung bietet jede Menge Rätselstoff für den Leser, der auf diese Weise sehr schnell durch die Handlung durchgeführt wird, und kaum in der Lage ist, das Buch aus der Hand zu legen. Die Hauptfiguren des Romans sind sehr ambivalent dargestellt. So sind beispielsweise die beiden Kommissare anfänglich nicht gerade Sympathieträger, können aber es aber im Laufe der Handlung werden. Auch der Detektiv Marius Sandmann ist nicht von vorneherein ein Sympathiebolzen, wenn er mit seiner täglichen Dosis Sport daherkommt. Auch ihm muss sich der Leser auf langsame Weise nähern.
Wer eine packende Lektüre für den Abend sucht, ist mit diesem Krimi bestens bedient.

Keller, Stefan
Kölner Kreuzigung
Gmeiner Verlag, Meßkirch
ISBN 9783839210789

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015

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