Ein Schrei den niemand hört

»Ein Schrei, den niemand hört« von Alex Smith

»Ein Schrei, den niemand hört« ist der Auftakt der Reihe um Detective Chief Inspector Robert Kett, seines Zeichens Experte für Vermisstenfälle. Außerdem ist er charmant, wortgewandt, risikobereit und mit seinen drei Töchtern irgendwie auch überfordert.

»Ein Schrei, den niemand hört« und die Suche nach den vermissten Mädchen

In den meisten britischen Krimis steht die Suche nach vermissten Personen im Vordergrund. Dies könnte entweder der Realität entsprechen oder einfach ein beliebter Trend bei britischen Autoren und Verlagen sein. Solange die Spannung erhalten bleibt, kann dies jedoch nicht schaden. Bei Alex Smith ist dies definitiv gegeben, da er auch eine ordentliche Prise Humor einbringt. Nun aber zu den Einzelheiten.

DCI Kett erreicht Norwich mit seinen drei Töchtern – Alice (8), Evie (3) und Moira (18 Monate). Er ist vorübergehend von seinem Dienst bei der Metropolitan Police London freigestellt worden. Seine Frau Billie ist seit einigen Monaten verschwunden. Trotz intensiver Bemühungen der Polizei und von Robert selbst, bleibt ihre Suche erfolglos und steckt fest. Während er nach seiner Frau sucht, hat Robert scheinbar seine Töchter vernachlässigt, die ihn jetzt mehr denn je brauchen. Daher wurde er zu einer familiären Auszeit verpflichtet, die er mit den Mädchen in seiner Heimatstadt verbringen möchte.

Ein Schrei den niemand hört
Ein Schrei den niemand hört

Als DCI Kett in Norwich eintrifft, sind zufällig zwei elfjährige Mädchen verschwunden. Die beiden hatten Zeitungen für einen Zeitungshändler ausgetragen und sind während ihrer Tour wie vom Erdboden verschluckt. Obwohl er Zwangsurlaub hat und eigentlich in einem anderen Polizeibezirk arbeitet, wird Kett dank seiner Vermissten-Superkräfte zur Rettungsaktion eingezogen. Aber niemand hört DCI Kett sagen: Ich bin dafür nicht zuständig. Denn es geht um kleine Mädchen.

Unvergleichlich finde ich die Konstellation des alleinerziehenden Vaters, den sich ALex Smith für den Krimi hat einfallen lassen. Trotzt aller Sorge um die vermisste Mutter seiner Töchter versteht der DCI die verordnete Auszeit und bemüht sich sehr auch im Rahmen der regionalen Vermisstenfälle um seine Töchter. Doch es ist schwierig, alles unter einen Hut zu bringen. Die eine Tochter muss in die Schule, die zweite in einen Kindergarten und für die dritte, am wenigsten einsichtige, muss er eine Kinderfrau oder eine Tagesmutter finden. Besonders Moira sorgt für sehr viele wunderbare Situationen, die einem vor Lachen die Tränen in die Augen treiben.

Für den Humor und die ungewöhlichsten Situation sorgen aber auch die anderen Figuren im Roman. Ob das nun Ketts alter Kumpel und Polizeikollege Porter ist, der offenbar keinen Tee machen kann, sich aber stets bemüht, oder der Leiter der Polizei, Superintendent Colin Clare, der laut und schnaufend wie ein Choleriker sein Amt ausfüllt und bei jedem Misserfolg durch die Decke geht. Letzterer wird schnell von der kleinen Moira „Ninosau“ genannt, weil sie wohl bei irgendjemanden aufgeschnappt hatte, dass der Superintendet als Dinausaurier bezeichnet wurde, während ihn Evie gelegentlich „Pupskopf“ nennt.

«Sir», sagte Kett. «Sie hätten doch nicht extra herkommen müssen.»
«Doch», gab Clare zurück. «Weil Sie nicht ans Telefon gegangen sind.»
«Wer bist du?», fragte Alice ungehalten.
«Alice, sei nett», sagte Kett. «Das ist Colin, er ist mein Chef.»
Clare grunzte Alice an, und Alice grunzte zurück.
«Warum hast du so viele Haare in der Nase?», fragte Alice und stellte sich auf die Zehenspitzen, um eine bessere Sicht darauf zu haben. Kett wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte, deshalb stand er einfach da und wartete Clares Reaktion ab. Zu seiner gewaltigen Überraschung lächelte der Chef bloß.
«Das ist für verdeckte Ermittlungen», sagte er. «All diese Nasenhaare kann ich zu einem Schnurrbart ausziehen, und dann weiß niemand, wer ich bin.»
Alice blickte ihn ungläubig an, dann sah sie zu ihrem Vater.
«Es stimmt», sagte Kett. «Man kann auch die Haare in seinen Ohren zu einer Perücke ausziehen.»

Alex Smith in der Übersetzung von Alice Jakubeit

Die Geschichte über das spurlos verschwundene Ehefrau von Kett ist äußerst effektiv, um die Spannung bis zum Ende aufrechtzuerhalten. Dies wird nicht nur durch die vermissten Mädchen in Norwich erreicht, deren Suche von zahlreichen unerwarteten Wendungen und Irrungen geprägt ist. Es gibt viele falsche Fährten und falsche Intuitionen. Trotzdem geraten Kett und das örtliche Polizei-Team immer wieder in Sackgassen, auch wenn sie dem Entführer manchmal scheinbar nahe sind.

Alex Smith präsentiert nicht nur einen Krimi mit Ermittlungen, sondern auch einen packenden Thriller. Durch Einblicke aus einer anderen Perspektive werden dem Leser die entführten Mädchen nähergebracht. Man erfährt teils auch die Sichtweise des Täters, was die Spannung steigert. Es ist eine grauenhafte Situation, und man hofft darauf, dass Kett und die Polizei das Geschehen bald beenden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieser humorvolle Thriller um die vermissten Mädchen und ihre schicksalhaften Begegnungen beim Zeitungsaustragen nicht nur Spannung und unerwartete Wendungen bietet, sondern auch durch die spritzigen Dialoge der drei Töchter des Protagonisten und die ständigen Überreaktionen seines cholerischen Chefs für herzhaftes Lachen sorgt. Ein echtes Vergnügen für alle, die eine Mischung aus Nervenkitzel und Humor lieben! Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, teile ihn doch auf deinen sozialen Medien und lass auch deine Freunde an diesem unterhaltsamen Abenteuer teilhaben!

Alex Smith
Ein Schrei, den niemand hört
Aus dem Englischen von Alice Jakubeit
Rowohlt, Hamburg
ISBN: 9783499016738

Rezension von:
© Detlef Knut, Düsseldorf 2025
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