Willkommen zur Besprechung von “Berlin Rosalie” von Frank Ewald! Wer auf der Suche nach einer fesselnden Geschichte ist, die das pulsierende Leben der Hauptstadt mit ihren Rückseiten einfängt, ist das hier genau richtig. Frank Ewald nimmt die Leser mit auf eine Reise durch die Straßen Berlins, wo sich die Schicksale seiner Charaktere kreuzen und die Stadt lebendig wird. Eine außergewöhnlicher Blickwinkel , der “Berlin Rosalie” so besonders macht!
Bei Frank Ewalds Blick in das Edelbordell „Rosalie“ in Berlin-Kreuzberg in “Berlin Rosalie” begegne ich Christin, einer jungen Frau aus Brandenburg, die ihre Heimat verlassen hat um in der Großstadt ihr Glück zu finden.
Sie arbeitet hier unter dem Namen Lilu und verdient gutes Geld – mehr als sie gelernte Friseurin je verdienen würde. Zusammen mit Julia, die vor ihrer Arbeit als Rosita im Rosalie in der Zirkuswelt gebrannte Mandeln verkauft hat, bis der Zirkus pleite ging, lebt sie in einer schicken Wohnung am Prenzlauer Berg, einem zu Tode gentrifizierten Stadtbezirk nordöstlich von Berlin-Mitte.
Bordellchefin Gisela Heller hält ihre Mädels trotz aller Konkurrenz wie in einer Art Familie zusammen. Die dritte im Bunde ist Olga, eine junge Osteuropäerin, die Gisela aus Hamburg zu sich nach Berlin geholt hat. Sie lebt mit Christin und Julia zusammen.
Ein interessanter Blick in eine andere Welt – “Berlin Rosalie”
Um diese drei Frauen und ihre Arbeit im ältesten Gewerbe der Welt, das aber eigentlich niemand haben will, das tot geschwiegen wird, geht es in dieser Geschichte.
Ich habe schon ein paar Bücher gelesen in denen es um Prostitution ging. Aber mit Frank Ewalds Augen sehe ich diese Welt mal aus einer ganz anderen Perspektive. Ich gebe zu, zuerst war ich skeptisch. Kann sich ein Mann in diese Welt aus der Sicht der Frauen hinein versetzen. Jetzt weiß ich es – ja er kann. Und das sogar sehr gut, wie ich finde.
Ich habe es richtig genossen, die Mädchen sowohl privat als auch bei ihrer Arbeit kennenzulernen. Wie sie sich mit ihren Ängsten, ihren Träumen und der Realität z.B. den manchmal außergewöhnlichen Wünschen der Männer oder dem Finanzamt auseinander setzen.
Ich kann Julia gut verstehen, dass sie aussteigen und ein bürgerliches Leben führen will. Ich verstehe auch Christin, die mit ihrer Arbeit viel mehr Geld verdient, als eine Friseuse. Und ich zolle Olga großen Respekt, die sich den alten, kranken und behinderten Männern widmet, die genau solche Wünsche, Gefühle und Lust haben, wie jeder andere Mann auch. Und sie auch ausleben wollen – und bei Olga ausleben dürfen. Bei den ersten Worten, die sie mit Opa Hans wechselt, habe ich schlucken müssen. So wahr und so real.
Eine ehrliche Geschichte, die sich nicht in Sex und Erotik verliert
Eine ehrliche Geschichte, die sich nicht in Sex und Erotik verliert, sondern mir ein detailliertes Bild über dieses Gewerbe im Rotlichtmilieu liefert. Die schonungslos mit einem Thema umgeht, das auch heute noch nicht von der Gesellschaft akzeptiert ist. Klar ist aber auch, da es sich hier um ein Edelbordell handelt, wird es in anderen Breiten der käuflichen Liebe bestimmt anders zugehen.
Trotzdem hat mich diese Geschichte fasziniert, beeindruckt, gefesselt, aber auch erschreckt und nachdenklich gemacht. Vor allem hat sie mich sehr gut unterhalten.
Frank Ewald
Berlin Rosalie
Engelsdorfer Verlag
ISBN 9783969402696
Rezension von
© Gaby Hochrainer, München 2024
Was es sonst noch gibt: Bücher, die gefallen
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