“Was nicht sein darf, ist auch nicht”
Die als Gelbwurscht-Pflunzn bekannte Fleischereifachverkäuferin Kerstin Rummsler aus Strunzheim im schönen Frankenland liegt nackert nur mit Engelsflügeln bekleidet tot mitten auf der Straße. Nachdem die Walder-Zwillinge Erna und Traudl mit ihrem PKW über sie drüber gerumpelt sind, muss natürlich die Polizei her. Und wer käme da besser infrage als der aus Strunzheim stammende Deutschtürke Bülent Rambichler.
Rambichler, Hauptkommissar wider Willen, der von seinem Vater “Erri” Erkan in den gehobenen Polizeidienst gezwungen wurde, beginnt nun zusammen mit seiner Assistentin Astrid “Sunshine” Weber, die die Gelassenheit in Person ist, was bestimmt ihrer Vorliebe für Yoga zuzuschreiben ist, mit der Ermittlungen.
Schnell ist auch ein erster Verdächtiger gefunden. Der Suff, im bürgerlichen Leben Franz Geiger, wirkt verdächtig, weil er die gleichen Kratzspuren an Armen und Beinen hat, wie die Tote. Nur kann er sich dank eines Vollrausches in der besagten Nacht an nichts erinnern. Reicht das für eine Verhaftung?
Ein Wolpertinger auf dem Cover, ein interessanter Titel als Provinzkrimi deklariert und das ganze aus Franken. So ein Buch musste ich einfach mal lesen. Und ich habe es nicht bereut.
Die Personen sind trotz ihrer Grobheit, ihres Sturschädels, ihrer Sexbesessenheit, ihrer Neugier und ihrer Begriffsstutzigkeit, aber auch gerade wegen ihres Zusammenhaltes, ihrer Liebenswürdigkeit, wenn sie denn mal wollen, ihrer Anhänglichkeit und ihres derben Humors so sympathisch und liebenswert gezeichnet, dass es einfach eine Freude war ein paar Stunden in Strunzhausen verbringen zu dürfen. Gerade der Humor und die Situationskomik, die hier zutage tretten, hat mich manchmal den Kopf schütteln lassen, ist aber absolut passend und oft so komisch, dass sich meine Mundwinkel jetzt noch immer nach oben, wenn ich daran denke.
Vieles ist überzogen dargestellt und viele Klischees werden bedient. Aber gerade das macht diese Geschichte für mich noch interessanter und lesenswerter.
Für den des Fränkischen nicht mächtigen Leser werden einzelne Begriffe aus dem Text direkt als Fußnote übersetzt. Sie können ihr Wissen über den Dialekt aber auch im anschließenden Glossar erweitern. Ansonsten hat man beim Lesen keine Schwierigkeiten den eingefleischten Franken zu verstehen.
Für mich hat der Kriminalfall selbst hier eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Die Ermittlungen gehen zäh voran, was vor allem Bülents nicht so sehr vorhandenen Arbeitseifer geschuldet ist. Desto mehr aber hängt sich Astrid rein. Die ideale Schwiegertochter ins den Augen von Bülents Eltern. Der Schluss lässt keine Fragen offen und die Person, die dann als Täter entlarvt wurde, hatte ich nicht auf meinem Täterzettel. Die ein oder andere Überraschung hatte ich nicht erwartet.
Alles in allem ein interessanter, teilweise spannender, besonders aber humorvoller Krimi mit viel Lokalkolorit. Ich hoffe, von Anja Bogner, Bülent Rambichler und seiner Familie und Astrid Weber bekomme ich noch mehr zu lesen.
Anja Bogner Bülent Rambichler und die fliegende Sau btb Verlag, München ISBN 9783442716760 |
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Rezension von
© Gaby Hochrainer, München 2018
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