Die Journalistin Krista Nielsen wird für die Sommerzeit in eine kleine Zeitungsredaktion nach Diepholz, ihrer Heimatstadt, ausgeliehen, worüber sie gar nicht erfreut ist. Dabei passieren gerade zu dieser Zeit einige mysteriöse Unfalle, bei denen immer Tiere im Spiel gewesen sein sollen. Von einer Schlange bzw. einem Wildschwein berichten die Betroffenen. Als Ersthelfer immer gleich zur Stelle ist der 18-jährige Freddy, was ihn schließlich tatverdächtig macht. Zusammen mit seiner neuen Freundin Line, die von ihren Eltern für 6 Wochen zu ihrer Cousine, der Polizistin Nina, abgeschoben wurde, macht er sich selbst auf die Suche nach Spuren und nach dem Täter.
Die Geschichte lässt sich leicht und flüssig lesen und hat mich bald gefesselt. Das lag aber nicht, wie man vielleicht glauben möchte, an der kriminellen Handlung, die für mich eher im Hintergrund steht, sondern an den Gegebenheiten Drumherum.
Da ist zum einen Polizistin Nina, die es mit ihrer oft schroffen Art schafft, jeden vor den Kopf zu stoßen, vor allem ihren Freund Jens. Aber auch sein Bruder Björn, ein Kollege von Nina, bekommt ihre negative Art immer wieder zur spüren. Line lässt Nina einfach links liegen und schiebt sie lieber zu Freddy ab, der ihr noch einen Gefallen schuldet. Mit Nina hatte auch ich meine Probleme. Mal kann ich sie verstehen, dann wieder habe ich Mitleid mit ihr, weil sie es irgendwie überhaupt nicht schafft, aus ihre Haut raus zu kommen. Doch immer wieder denke ich: das geht ja gar nicht Mädel. Dieser Charakter birgt noch sehr viel Potential für weitere “Fälle”.
Krista, die sich an ihrem neuen Arbeitsplatz absolut nicht wohl fühlt, wird immer wieder von Aufträgen zurück gepfiffen und von ihren Kollegen gemaßregelt. Beim Lesen des Klappentextes entstand bei mir der Eindruck, dass sie in dieser Geschichte eine tragende Rolle spielt. Das kam dann aber absolut nicht mehr so rüber.
Freddy dagegen ist zu meinem absoluten Liebling geworden. Der Erbe eines großen Bauernhofes fotografiert zwar viel lieber und beschäftigt sich mit Biologie, als dass er sich um den Hof kümmert. Aber er ist immer zur Stelle und kümmert sich, wenn er gebraucht wird. Seinem cholerischen Vater hätte ich gerne mal so richtig die Meinung gesagt. Seine Mutter steht ihm, wenn auch nicht immer, so doch wenn es drauf ankommt zur Seite.
Und natürlich ist da noch Line, die Leistungsschwimmerin mit lädierter Schulter, die sich auf dem Land auskurieren soll um an den deutschen Meisterschaften teilnehmen zu können. Die Arme, die nur das Leben im Internat kennt und sehr auf ihre Ernährung achtet, kommt anfangs mit dem neuen Leben überhaupt nicht klar. Doch sie hat Freddy an ihrer Seite und es entspinnt sich sogar eine kleine Liebesgeschichte.
Dadurch, dass die Geschichten und Probleme der einzelnen Protagonisten, und auch diese selbst, so interessant und vielschichtig dargestellt sind, gerät für mich der eigentliche Kriminalfall etwas in den Hintergrund. Vor allem die Wandlung von Line hat mich fasziniert. Die Spannung hält sich trotzdem auf einem gewissen Niveau, das ich mir dann doch etwas höher gewünscht hätte.
Das knallrote Cover mit dem Traktor und dem Warnschild passt absolut zur Geschichte und macht neugierig. Die Überschriften über den einzelnen Kapiteln finde ich auch sehr gut. Da kann ich mich auf das Kommende schon etwas einstellen.
Insgesamt habe ich mich durch den “Fall” und vor allem durch die sehr gut dargestellten Protagonisten gut unterhalten gefühlt. Für einen Krimi hat mir aber etwas die Spannung gefehlt. Trotzdem bekommt das Buch meine Leseempfehlung!
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© Gaby Hochrainer, München 2017