a book cover with a truck

»Eiskalt« von Robert B. Parker

Es gibt Bücher, da hat man das Gefühl, nach Hause zurückzukehren. Die Jesse-Stone-Reihe gehört in meinem Falle dazu. Ich hatte nur den ersten Satz des zweiten Kapitels in dem dritten Buch, welches ich bislang vor der Nase hatte, gelesen und war sofort gefangen. Die Örtlichkeiten, das Setting, die Figuren – neben Jesse vor allem Suitcase und Molly, aber auch andere –, die Stimmung: Alles schien mich willkommen zu heißen.

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Rosemary McLoughlin: Die Frauen von Tyringham Park

clip_image002Familiensagas sind die Domäne des weihnachtlichen TV-Programms. Aber es muss nicht immer nur Fernsehen sein, um sich mit dem dramatischen Leben einer ganzen Familie, welches über mehrere Jahrzehnte hinweg dargestellt wird, zu unterhalten. In der Romanwelt sind ebensolche Epen bekannt. Eines davon ist der vorliegende Roman „Die Frauen von Tyringham Park“ der Schriftstellerin Rosemary McLoughlin.

Der zum größten Teil in Irland spielende Roman beginnt während des ersten Weltkrieges im Jahre 1917, als die Suche nach der gerade zweijährigen Victoria in vollem Gange ist. Das kleine Töchterchen derer von Blackshaws ist just verschwunden, nachdem wenige Tage zuvor ein Kindermädchen den Herrensitz verlassen hat. Alle sind zutiefst betroffen vom Verschwinden des Kindes. Selbst die Dienstboten zeigen tiefes Mitgefühl. Die achtjährige Schwester Charlotte verliert sogar ihre Stimme nach diesem Vorfall. Die Leute gehen davon aus, dass sie sich die Schuld an dem Verschwinden von Victoria gibt. Nur ihre Mutter Edwina interessiert sich nicht im Mindesten, wie es ihrer größeren Tochter geht. Für sie hängt Victorias Verschwinden unmittelbar mit dem des Kindermädchens zusammen. Den Vater, der in London im Kriegsministerium arbeitet, macht diese Sache am allerwenigsten aus. Er hat keine Zeit, auf den Herrensitz zurückzukehren und wäre dienstlich sehr stark eingebunden, ließ er seine Frau in einem Brief wissen.

Charlotte ist die Protagonistin dieses Romans, obwohl der Klappentext mit dem Hinweis auf das Verschwinden Victorias leicht in eine andere Richtung weist. Die Spannung des gesamten Romans nährt sich aus der Entwicklung des achtjährigen Mädchens zu einer stattlichen Frau, die viele Höhen und Tiefen durchleben muss. Von dem eigenen Kindermädchen und selbst von der Mutter gehasst, hat sie eine schwere Kindheit. Doch der Leser wünscht ihr, dass sie aus diesem Sumpf von Abscheu herauskommt. Dabei ist Charlotte selbst nicht unfehlbar. So manches Mal, wenn sie ohne Argwohn denkt, auch sie hätte ein Anrecht darauf, ein paar Sonnenstrahlen abzubekommen, greift sie zu verkehrten Mitteln. Das Desaster kann nur schlimmer werden. Sehr geschickt ist hier die Autorin mit den Konflikten umgegangen. Immer, wenn der Leser denkt, jetzt hat Charlotte es geschafft, gibt es den nächsten Tiefschlag. So müssen spannende Romane sein. Dabei werden die zuvor lose liegengelassenen Fäden zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen. Die Konflikte werden gelöst.

Unwillkürlich wird der Leser an die Erzählungen von James Joyce erinnert. Das liegt weniger an dem Stil dieser Schriftstellerin als an das gesamte Setting. Joyce hat zu der Romanzeit des vorliegenden Romans gelebt und seine Geschichten aus dem Irland Anfang des 20. Jahrhunderts geschöpft. So erscheinen die Straßenzüge, die Freizeitvergnügen der Herrschaften, das Reden der Leute aus der Upper Class sehr bekannt.

Der Verlag zieht auf dem Klappentext den Vergleich zu der englischen Fernsehserie „Downton Abbey“. Dem kann man nur bedingt folgen. Doch genau wie bei den Erzählungen von Joyce stimmt das Ambiente in Zeit (zwischen ersten und zweiten Weltkrieg), Ort (Herrensitz) und Figurenensemble (Adelige, Bürger und Dienstboten) überein. Ein historischer Roman, der nicht im Mittelalter spielt, aber dennoch nichts an Dramatik, Spannung und Unterhaltung vermissen lässt. Es sind nahezu alle Genres in ihm enthalten: Liebe, Abenteuer und Verbrechen. Es macht großen Spaß, ihn zu lesen.

 

McLoughlin, Rosemary
Die Frauen von Tyringham Park
Aus dem Englischem von Dietmar Schmidt
Bastei Lübbe, Köln
ISBN 9783404169306

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Arno Strobel: Der Sarg

clip_image002In Köln treibt ein Serientäter sein Unwesen. Er entführt Frauen und begräbt sie lebendig in einem Sarg. Doch damit nicht genug: Er spielt mit der Polizei. Ergibt ihnen Hinweise. Doch sobald diese den Sarg gefunden haben, ist die Frau darinnen tot. Zur gleichen Zeit glaubt eine erfolgreiche Geschäftsfrau, Mitte Dreißig, ihrem Verstand anzweifeln zu müssen. Sie hat Gedächtnislücken und findet sich in mancher Situation wieder, ohne sich daran zu erinnern, wie sie in diese Situation gekommen ist, was sie in den Minuten oder Stunden zuvor gemacht hat. Immer wiederkehrend ist ein Traum, bei dem sie in einem Sarg aufwacht. Auch hier weiß sie nicht, wie sie in den Sarg hineingekommen ist. Doch wenn der Traum vorbei ist, liegt sie in ihrem Bett, mit Blutergüssen und Kratzern an ihrem Körper. Sie verzweifelt.

In diesem Psychothriller bekommt ein Team vom Kölner KK11 eine sehr harte Nuss zu knacken. Der Leser des Buches nicht minder. Allzu lose werden verschiedene Handlungsstränge zwischen die Seiten gelegt, bevor sich erst zum Schluss alles zu einem Ganzen zusammenfügt. Jeder Strang hält mögliche Motive und Täter bereit, die man als Leser gern in seine eigenen Überlegungen einbezieht. Was die Beschreibungen der Situationen im Sarg angeht, so möchte man glauben, Strobel hätte sich selbst probeweise in einem solchen einschließen lassen. So authentisch kommen die Ängste der Opfer beim Leser an. Die Spannung wird durch die diversen Stränge von vorne bis hinten gehalten, aber auch innerhalb eines Strangs. Das Buch lässt sich so kaum aus der Hand legen.

Ein Psychothriller mit hohen Rätselpotential. Allein dadurch schon lohnt es sich, ihn zu lesen.

 

Strobel, Arno
Der Sarg
S. Fischer, Frankfurt
ISBN 9783596191024

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Iny Lorentz: Die Wanderapothekerin

clip_image002Dieser Roman wurde vom Verlag als Experiment herausgebracht. Es gibt ihn in sieben Teilen inklusive des kostenlosen Prologes, wobei jeder Teil auch als abgeschlossene Geschichte gesehen werden kann. Natürlich gibt es wie aus Fernsehserien bekannt einen alles überspannenden roten Faden. Den erfährt der Leser auch immer wieder in jedem Teil. Lediglich die Auflösung dieses roten Fadens erfährt der Leser nur im letzten Teil beziehungsweise in der Gesamtausgabe, der ich mich gewidmet habe.

Dem Autorenpaar ist erneut eine fesselnde Geschichte gelungen, Ich habe nicht wenige Bücher von ihnen gelesen, muss jedoch sagen, dass mich dieses Buch besonders begeistert hat. Erzählt wird die Geschichte von Klara Schneidt aus Katzhütte, die eine schwere Aufgabe übernommen hat, um ihrer Familie zu helfen.

Doch die Geschichte beginnt zunächst mit einer Begegnung der Brüder Martin und Alois Schneidt. Beides sind Wanderapotheker, die im Auftrag eines Laboranten (auch als Salbenmischer bezeichnet) durch die deutschen Lande ziehen, um die Salben und Elixiere zu verkaufen. Martin Schneidt ist der Vater von Klara und als Handelsvertreter erfolgreicher als sein Bruder Alois. Das verwundert nicht, denn während er extrem sparsam reist, sich abends lieber mit einem Kanten Brot zufriedengibt, kommt Alois ohne Prassen nicht aus. Bei ihm muss es jeden Abend Braten und Wein sein. Er nächtigt in den Herbergen, während Martin in Scheunen auf dem Stroh liegt. Seit vielen Jahren reisen die Brüder und beginnen ihre Tour in Königsee, die dann nach vielen Monaten unterschiedlicher Wege kurz vor Zuhause in Gernsbach wieder zusammenläuft. Hier feiern sie meist gemeinsam das Ende ihrer Tour. Der eine sparsam, der andere prunkvoll. Vor Jahren hatten beide einen Schatz gefunden und brüderlich geteilt. Während Martin das Gold dieses Schatzes nie angerührt hatte, denn er meinte, es würde Unheil bringen, hatte Alois seinen Anteil für sein ausschweifendes Leben ausgegeben. Als sich Martin und Alois auch dieses Mal wieder treffen, möchte Alois, da er sehr knapp bei Kasse ist, dass sein Bruder den Schatz herausrückt und ihm erneut die Hälfte davon abgibt. Eigentlich sogar alles, denn der geizige Martin, würde das Gold eh nicht gebrauchen. Doch der will es nicht herausrücken. Kurzerhand erwürgt Alois seinen Bruder und kehrt allein nach Katzhütte und Königsee zurück. Den Schatz erhofft er sich von seiner Schwägerin Johanna zu bekommen. Für Martins Familie und alle anderen ist es zu der Zeit durchaus plausibel, dass der jemand nicht von seiner Wanderschaft zurückkehrt. Streifen doch marodierende Banden und Soldaten durch das Land. Was den Schatz angeht hört Johanna jedoch zunächst auf den Rat ihres ältesten Sohnes Gerold, später dann auf den ihrer Tochter Klara.

In den Hauptfiguren ist Gut und Böse sofort zu erkennen. Dem Leser fällt es leicht, sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Bei den Figuren, die in den einzelnen Abenteuern, welche in jedem Teil bestritten werden, eine Rolle spielen fällt es nicht ganz so leicht. Da wird der Leser schon mal mit einer Charakterisierung auf die falsche Fährte geführt. Diese Abenteuer, die sich der Wanderapothekerin in den Weg stellen, sind vielseitig. Mal hat sie es mit ruchlosen oder hinterhältigen Adeligen zu tun, mal muss ein Mensch aus einer Notlage befreit werden, mal handelt es sich auch um einen Kriminalfall, den es zu lösen gilt. Bei allem bleibt dem Leser im Hinterkopf aber Alois‘ Jagd nach dem Schatz einerseits und andererseits die Frage nach dem „Wer bekommt wen?“ in Sachen Romantik, denn ohne Liebegeschichte wäre ein solcher Roman nur halb so gut.

Ich halte die Gesamtausgabe für sehr empfehlenswert. Denn wenn man gefesselt wird von der Geschichte, dann will man auch alle Teile lesen. Man lernt anregende Figuren kennen und kann spannenden Abenteuern folgen. Ein Muss für Leute, die Geschichten lieben.

 

Lorentz, Iny
Die Wanderapothekerin
Knaur, München
ISBN 9783426424407

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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