„Liebe. Ganz gleich wie krank, verdreht oder falsch verstanden, bleibt es immer noch Liebe.“
Vor 4825 Tagen haben Karin und Matthias Beck ihre Tochter Lena das letzte Mal gesehen. Seitdem suchen sie nach ihr und nach Antworten, die ihnen niemand geben kann. Nun stehen sie in Cham im Krankenhaus und hoffen, dass die Lena, die kurz vor der tschechischen Grenze vor ein Auto gelaufen ist, ihre vermisste Tochter ist.
Bei dieser Frau ist die 13-jährige Hannah. Zusammen mit ihrem 11-jährigen Bruder Jonathan wurden sie und die Frau in einer Hütte im Wald wie Gefangene gehalten. Alles folgte den Regeln des Mannes, der sich als ihr Vater sah: die Essens- und Schlafenszeiten; sogar die Toilettenzeiten waren reglementiert. Für die Kinder ist die Freiheit, die sie nun genießen könnten, ein Alptraum. Haben sie das Leben doch bisher nur durch die Augen ihrer Mutter kennengelernt.
Diese Geschichte ist allein dadurch schon besonders, da sie beginnt, wo andere ihre Geschichten enden lassen.
Lena, die Mutter von Hannah und Jonathan erzählt ihre Geschichte, genau so wie Hannah immer wieder zu Wort kommt und aus ihrer Sicht erzählt, oder Matthias, der Vater von Lena – alle drei erzählen ihre Geschichte abwechselnd. Wobei man schon am Sprachstil sehr gut lesen kann, wer hier seine Eindrücke gerade schildert. Bedrückende Rückblenden in die Vergangenheit fachen die Spannung immer weiter an. Ich bin fasziniert, schockiert, kann manchmal kaum glauben, was ich hier lese. Alles kommt so vorstell- und nachvollziehbar rüber. Die Personen, egal ob bisher aus der Welt ausgeschlossen, gerade mittendrin oder auf der Suche nach der Wahrheit, zeichnen sich durch ihre Menschlichkeit und ihre Glaubwürdigkeit aus. Ich als Leserin dagegen stehe staunend und Vieles einfach nicht fassend, nicht glauben könnend oder begreifend daneben.
Dann komme ich an den Punkt, wo ich meine, nun den ganzen Umfang der Geschichte verstanden und durchschaut zu haben. Aber nein, es kommt immer mal wieder eine Wende und meine Vorstellung wird total über den Haufen geworfen. Vom Ende war ich einerseits schockiert, andererseits ist es so absolut nachvollziehbar und glaubhaft.
Romy Hausmann hat mich mit ihrem Debütthriller gepackt und nicht mehr losgelassen. Die außergewöhnlichen und tragischen Protagonisten werden bestimmt noch eine Zeit lang in meinem Kopf herumspuken, bevor sie auch bei mir ihren Frieden finden.
Ein Buch, für das ich sehr gerne meine absolute Leseempfehlung ausspreche.
Romy Hausmann Liebes Kind dtv ISBN 9783423262293 |
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© Gaby Hochrainer, München 2019
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