Mary Higgins Clark: Und morgen in das kühle Grab

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Nicholas Spencer, der charismatische Geschäftsführer einer medizinischen Forschungsfirma, verschwindet spurlos. Ist er wirklich ein betrüger, der die Flucht ergriff, kurz bevor sich herausstellte, dass der entwickelte Impfstoff gegen Krebs völlig wertlos war? Oder ist er vielleicht der Held, dem sein Forschungsergebnis abgejagt werden soll und der von den anderen hereingelegt wurde?
Die Journalistin Carley DeCarlo soll einen Artikel über Spencer schreiben  und beginnt zu recherchieren. Doch mit dem, was sie entdeckt, bringt sie sich selbst in höchste Lebensgefahr.

Der vorliegende Roman ist erneut ein packender Psychothriller, der den Leser zwar miträtseln lässt über das, was geschehen sein könnte. Aber er führt den Leser auch auf so viele verschiedene Fährten und zu Spekulationen, so dass der Leser stets damit rechnen muss, dass es auf der nächsten Seite alles anders kommt.
Geschickt arbeitet Mary Higgins Clark mit verschiedenen Perspektiven. Ein Erfolgsrezept, welches diese Autorin in vielen Ihrer Romane eingesetzt und zur Perfektion ausgereizt hat. Das Erleben der Protagonistin DeCarlo erzählt diese selbst aus ihrer Perspektive, hingegen werden alle anderen Situationen, in denen sie nicht selbst agiert, von einem Erzähler in der dritten Person dargestellt.Dadurch fühlt sich der Leser ganz nah bei der Hauptfigur, schaut dieser über die Schulter. Andererseits bekommt er durch den zweiten Erzähler das Gefühl, dass ihm die Strippen nicht aus der Hand gleiten können, denn er erfährt ja auch alles, was sonst noch passiert. Er weiß damit scheinbar mehr als die Journalistin DeCarlo.

Spannung um ein korruptes Wirtschaftssystem, welches nicht unbeachtet werden sollte.

Clark, Mary Higgins
Und morgen in das kühle Grab

Heyne Verlag, München
ISBN

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© Detlef Knut, Düsseldorf 2016

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Gregor Weber: Asphaltseele

Dieser Roman ist das krasse Gegenteil zu den unzähligen Tatort-Filmen, die allzu sanft daherkommen, in denen die Polizei alle Gesetze einhält und die Täter in Watte packt, lieber die eigene Waffe auf den Boden legt, wenn eine auf sie gerichtet wird. Dabei hat es solche Typen wie Dave Robicheaux, einen Protagonisten des amerikanischen Schriftstellers James Lee Burke, auch schon im deutschen Fernsehen gegeben. Beide Male unter anderem gespielt von Jörg Schüttauf: als Thomas Becker in „Der Fahnder“ sowie als Fritz Dellwo im Tatort aus Frankfurt mit Andrea Sawatzki

Doch worum geht es? Ruben Rubeck ist Ex-Soldat, war viele Jahre im Kosovo und anschließend zur Polizei gegangen. Er ist alleinlebend in der Frankfurter City, die auch rund um den Hauptbahnhof sein Arbeitsplatz ist. „Ich hab’s einfach gerne nah zur Arbeit.“ Außerdem ist er Alkoholiker, Sex und etwas Geselligkeit kauft er sich bei Ina, einer Prostituierten. Die Abende verbringt er meist in einer Kneipe um die Ecke. Als er diese eines Tages verlässt, gerät er in eine Schießerei. Entgegen der Dienstanweisung, Waffen in der Freizeit nicht bei sich zu tragen, hatte er seinen SIG im Holster, rettet einem jungen Pärchen das Leben, erschießt einen der Ganoven und verletzt einen zweiten schwer. Alles in allem kommt er gut aus dieser Sache heraus. Wie sich herausstellt, handelte es sich wohl um eine Schießerei zwischen zwei rivalisierenden osteuropäischen Banden, Rubeck ist für kurze Zeit der Held. Dann tritt ein Mitarbeiter des LKA auf dem Plan. Er will Rubeck anheuern, den Mann, den dieser angeschossen hat und der noch im Krankenhaus liegt, undercover dingfest zu machen. Es handelt sich um eine Milieugröße aus Hamburg. Rubeck kämpft mit sich, weil er sich nicht gerne von einem anderen etwas sagen lässt. Aber dann nimmt das Unheil seinen Lauf.
Gregor Weber hat bestimmt viele Vorlagen aus Romanen und Filmen in seinem Kopf gehabt, die zu solch einem heruntergekommenen und dennoch sympathischen Protagonisten führten. Aber er hat vor allem den Mut gehabt, einen solchen Plot in Deutschland anzusiedeln. Mir hatte ein befreundeter Schriftsteller mal gesagt: Man müsste in Amerika leben, da könnte man Ballerszenen schreiben, Hubschrauber abschießen und dergleichen. Das ist in Deutschland alles gar nicht machbar, weil es unglaubwürdig wäre.“ Weber zeigt, dass es doch geht. Und das auch Schießszenen auf offener Straße glaubwürdig gestaltet werden können.
Für den Aufbau des Romans wurden zwei verschiedene Handlungsabläufe spannungsvoll montiert. In einer Rückblende erlebt der Leser den Einsatz eines Spezialkommandos im Kosovo bei der Festnahme eines Kriegsverbrechers. In der aktuellen Handlung erfolgt die Jagd nach einem osteuropäischen Gangsterboss. Die Rückblende könnte als separate Geschichte auch komplett vorher gelesen werden. Sie sorgt aber durch die Montage zwischen den anderen Kapiteln für besondere Spannung. Die Spannung insgesamt schafft der Autor einerseits durch actionreiche Szenen, durch viele Cliffhänger am Ende der Kapitel, durch innere Widersprüche und Konflikte in den Gedanken des Protagonisten und durch immer wieder neue Wendungen im Verhalten der Figuren. Die wenigen, verlässlichen Ausnahmen sind eher Nebenfiguren. Schließlich bleibt dem Leser immer das Bangen, ob es Rubeck mit seinem Verhalten nicht doch irgendwie an den Kragen geht.
Hart, dreckig, Frankfurter Bahnhofsviertel, actiongeladen hat Gregor Weber seinen Protagonisten voll mit Emotionen gespickt und ihm einen interessanten Lebenslauf verpasst, der nicht nur von der Campingplatzidylle des Soldatsseins berichtet. Ein Thriller für alle, die es hart mögen.

Weber, Gregor
Asphaltsseele

Heyne Verlag, München
ISBN9783453270206

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© Detlef Knut, Düsseldorf 2016

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Barbara Bickmore: Wer nach den Sternen greift

Die Geschichtebeginnt mit Annie Phelps und Frank Curran im Jahre 1878. Eigentlich wollte Frank alleine in die Berge, um nach Gold zu graben. Doch Annie hatte keine Scheu, Frank vor dieser Reise zu heiraten und darauf zu bestehen, mit ihm gemeinsam in das Camp zu gehen. Da in dem Camp nur Männer leben, macht sie sich nützlich mit Kochen und Wäschewaschen. Die Männer dankten es ihr und belohnten sie reich. Annie verdiente damit im ersten Winter in den Bergen mehr als Frank mit dem Gold. Auf diese Weise kamen beide in kurzer Zeit zu einem ansehnlichen Vermögen. Die Basis für eine der reichsten Familien der USA war gelegt. Beide bekamen Kinder und sie wurden Großeltern. Schon bald dreht sich die Familensaga um die Enkelin Alex, die selbst über ihre Mutter Sophie hinauswächst. Sie ist schön, sie ist reich, und ihre Mutter verheiratet sie mit einem Mann des britischen Adels. Zwar hatte auch die Mutter reich geheiratet, aber einen Adelstitel hatte sie nicht erreichen können. Das schaffte sie aber für Alex zu arrangieren, denn deren Mann und seine Familie benötigen dringend Geld für den Unterhalt ihres Anwesens und ihren adligen Lebensstil. Doch Alex versucht den Spagat zwischen einer unglücklichen Ehe und einem erfüllten Leben.
Die Schriftstellerin ist für ihre großen Familiengeschichten bekannt. Auch der vorliegende Roman beschreibt eine (fiktive) Familie in der Zeit von 1878 bis 1946. Er beginnt im Wilden Westen Amerikas und endet in einem englischen Schloss in Europa. Das Leben und die Schicksale der Mitglieder dieser Familie sind es, die den Leser in seinen Bann ziehen. Als Stil hat die Autorin einen gewählt, der an den einer Erzählung heranreicht. Aus weiter Ferne, wie von oben herab, wird auf das Geschehen geblickt, um zwischendurch für einzelne Perioden ganz nah in die Handlung einzutauchen. Gut und gerne hätten aus diesem Stoff auch 3 bis 4 Romane werden können, wenn tiefer ins Detail gegangen wäre. So bleibt leider auch etwas Spannung auf der Strecke. Konflikte in der Familie werden kaum sichtbar. Alles löst sich wie selbständig in Wohlgefallen auf. Erst ab der zweiten Hälfte etwa werden die einzelnen Kapitel mit Cliffhangern beendet. Ab da handelt der Großteil der Geschichte hauptsächlich von Alex. Schließlich aber wird es zum Ende hin noch dramatischer während der Zeit des Zweiten Weltkrieges, was zum abschließenden Höhepunkt des Romans führt.
Der Roman ist angenehm zu lesen, unterhaltsam, zieht in den Bann über die Geschichte der Familie, die Höhen und Tiefen durchleben muss, obwohl es nie an Geld mangelt.

Bickmore, Barbara
Wer nach den Sternen greift
Dromer Knaur Verlag, München
ISBN 9783426662335


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© Detlef Knut, 2016

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Sabine Klewe: Wer nicht das Dunkel kennt

Bei der Überquerung einer Straße inmitten Düsseldorfs wird ein Mann von einem Auto überfahren. Schwer verletzt kommt er ins Krankenhaus. Ungefähr zur selben Zeit wird die Leiche einer Frau am Rande des Schwanenspiegels im Zentrum der Stadt gefunden. Die Ermittler Lydia Louis und Christopher Salomon werden beauftragt. Weil die Tote offenbar erwürgt worden ist, gehen sie zunächst dem gerücht aus der Prostituiertenszene nach, nach welchem ein „Würger“ sein Unwesen treiben soll. Wegen des zerschundenen Gesichts der Frau ist eine erste, schnelle Identifikation schwierig. Die Polizei geht bei dem Opfer von einer Prostituierten aus. Während der Unfall des Mannes eigentlich keine Rolle für das KK11 spielt, wird alles anders, nachdem sich herausstellt, dass der Verunfallte möglicherweise die Tote kennt. Doch wie passt das zum „Würger“?

Sabine Klewe hat einen packenden Kriminalroman geschrieben. Er ist in ihrer Heimatstadt Düsseldorf verortet und lässt den Düsseldorfer lesern die zurückgelegten Strecken „mitfahren“. Vom Verlag wurde dieser Roman zwar als Thriller tituliert, was er m. E. nach nicht ist. Trotz aller Rasanz, dem hohen Tempo in Handlung und Spannung und den zahlreichen Konflikten, die die Autorin für den spannungsliebenden Leser bereithält. Immer wieder führen die gedanklichen Spekulationen der Leser in eine Sackgasse. Dafür verantwortlich ist dieses enorme Konfliktpotential, mit dem die Autorin die Beziehungn der handelnden Figuren ewürzt hat: karriegeile Kollegen, schleimende Vorgesetzte, Kollegen mit privaten Problemen, ungeklärte Freundschaften. Alles das befördert die Schnelligkeit des Lesens, denn einmal angepackt, wird der Roman kaum aus der Hand gelegt.

Nachteilig, jedoch nicht zum Punktabzug führend, fand ich die Unsitte, dass sich die Kollegen alle mit nachnamen ohne Anrede ansprechen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie erlebt, dass sich die Menschen ausschließlich mit ihrem Nachnamen anreden. Dies ist ein Unsitte aus den Tatort-Verfilmungen, die jeglicher Realität widerspricht. Aber der Spannung schadet das keinesfalls. Sicher sind nicht alle Leser so sensibel wie ich. Deshalb also: Daumen hoch für diesen packenden Krimi!

Klewe, Sabine
Wer nicht das Dunkel kennt
Goldmann Verlag, München

ISBN 9783442482399

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© Detlef Knut, Düsseldorf 2016

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