Jacques Berndorf: Eifel-Krieg

clip_image002Der im vorigen Herbst erschienene Berndorf-Krimi aus der Eifel ist wieder ein klassischer „Berndorf“ und widmet sich dem Thema der rechten Szene. Etwa zehn Stunden Hörmaterial mit der faszinierend dunklen Stimme des Autors selbst.
Mit einem Toten in der Eifel beginnt auch dieser Roman. Siggi Baumeister, der ermittelnde Journalist, bekommt was auf die Mütze noch ehe der Roman so richtig begonnen hat. Kurze Zeit später wird sein Freund Hauptkommissar Rodenstock nach einem sehr schweren Überfall im Krankenhaus ins Koma gelegt. Seine Überlebenschancen sind extrem gering. Währenddessen ist Rodenstocks Frau Emma mit einer Tante aus Australien in Polen unterwegs. Die Tante ist auf der Suche nach ihren Wurzeln (und nicht abgeneigt, sich bei ihren Verwandten in der Eifel einzunisten). Schützenhilfe bei den Ermittlungen gibt die Staatsanwältin Tessa. Alle Ermittlungsansätze scheinen auf einem Bauernhof, genannt der Eulenhof, zusammenzulaufen. Von außen betrachtet wird er als Hotel für Geschäftsleute und Jagdgemeinschaften betrieben. Doch die Leute in der Gegend glauben, dass es sich bei den Betreibern um Neo-Nazis handelt. So manch ein Nachbar berichtet von unliebsamen Begegnungen. Die blutige Nase, die sich Baumeister dort geholt hat, zeugt auch nicht gerade von guten Manieren. Die auf dem Hof aufwachsenden Mädchen und Jungen sind brutal und schlagen gerne mit einem Baseball-Schläger auf Schulkameraden ein. Aus dem Hinterhalt wird auf Jäger geschossen. Die Kripo und Baumeister sind sich einig: Ein Sniper läuft durch die Eifel. Die Zeit beginnt zu laufen, denn einen weiteren Toten wünscht sich keiner. Doch wird das so einfach sein?
Berndorf hat erneut viele Fährten ausgelegt, die man zunächst nur mühsam zusammenhalten kann. Das organisierte Verbrechen taucht dieses Mal in Form der Neo-Nazis auf, die auf vielfältige Weise an Geld herankommen müssen. Kein Wunder, dass leichte Hiebe auf den NSU-Prozess ausgeteilt werden. Doch weisen einzelne Ermittlungsphasen immer wieder in das private Milieu mancher Figuren. Das macht den Roman spannend und lässt dem Hörer/ Leser Freiraum zum „eigenen“ Ermitteln. Das Hörbuch besticht aber nicht nur durch seine spannende Handlung, sondern auch durch den Vortrag des Schriftstellers selbst. Es gibt diverse Hörbücher zu den Berndorf-Romanen mit unterschiedlichen Sprechern. Doch die Stimme Berndorfs selbst ist die angenehmste von allen.
Gehört zum Jahreswechsel hat es mir viele schöne Stunden bereitet. Ich kann dieses Hörbuch sehr empfehlen. Wiederholungstäter wissen, was sie an Berndorf haben. Und wer bislang noch nicht auf (oder in) die Eifel gekommen ist, kann sich hiermit ein kleines Bild davon machen. Nur geschossen wird nicht so häufig in der Realität.

Berndorf, Jacques
Eifel-Krieg
KBV-Verlag, Hillesheim
ISBN 9783954411429

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Klaus Stickelbroeck: schnell erledigt

clip_image002Beinahe hätte ich gesagt: Das wird auch Zeit. Der zu den Krimi-Cops gehörende Klaus Stickelbroeck hat nach vier erfolgreichen Detektivromanen um den Düsseldorfer Privatdetektiv Hartmann nun im KBV-Verlag einen Sammelband seiner vielen Kurzkrimis veröffentlicht. Kurzgeschichten zu perfektionieren scheint eine seiner leichtesten Übungen. Viele von Ihnen sind bereits zuvor in Anthologien unterschiedlichster Verlage veröffentlicht. Doch in dem nun vorgelegten Erzählband sind neben einigen seiner „Klassiker“ viele noch nicht veröffentlichte Geschichten enthalten. Um der Vielfalt Ausdruck zu verleihen, wurde dem Buch der Untertitel „Kurzkrimis mit und ohne Hartmann“ verliehen. Schließlich zeigt sich, dass der Autor nicht nur Hartmann kann. Insgesamt fanden 25 Krimis unterschiedlichster Stile Einzug in das Buch. Die Kürze nund Agbeschlossenheit ist natürlich ideal für immer Zwischendurch.

Spannend und rasant sind die Geschichten in jedem Fall. Doch der oft flappsige, manchmal auch weibliche, Erzähler, der mal in der dritten, mal in der ersten Person über das Geschehen berichtet, versteht sich auf die unterschiedlichsten Varianten des Humors. Spürt man in einer Geschichte den Schalk im Nacken des Autors, so erscheint eine andere Geschichte schon sehr makaber („Hasi soll nicht sterben!“). Lebensrettung ist nicht immer gleich Lebensrettung und hat manchmal handfeste monetäre Gründe („Aussichtslos“). Interessant wird es auch, wenn ein Täter erzählt („Dreckig“), oder jemand gesteht, dass Muttertag nicht sein Ding ist.

Es ist die Vielfalt der knackigen, kurzweiligen Geschichten, die mich an diesem Buch begeistert, die immer wieder wechselnden Blickwinkel, die perfektionierte Pointe in jeder Geschichte. Wird man zu Beginn einer jeden Geschichte sehr schnell in das Setting hineingezogen, anhand amüsanter und ungewöhnlicher Vergleiche und Bilder in den Zustand versetzt, als würde man einen Roman lesen, so wird man am Ende kurz und bündig von einer wundervollen Pointe überrascht. Dafür gebe ich gerne volle Punktzahl.

Klaus Stickelbroeck
Schnell erledigt – Kurzkrimis mit und ohne Hartmann
KBV, Hillesheim
ISBN 9783942446921

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Nadja Quint: Verachte nicht den Tod

clip_image002 In diesem Düsseldorfer Kriminalroman geht es um den Tod und das Sterben an sich. In der Romanhandlung findet parallel zur Leichenschau ein dubioses Treffen einer Arzthelferin und eines Notars in einem großen renommierten Düsseldorfer Hotel statt. Die Kommissarin Evelyn Eick wird mit der Aufklärung des dubiosen Todes einer jungen Frau beauftragt. Schnell gelangt sie an die Arzthelferin. Sie muss feststellen, dass es hier Verbindungen zu einem Sterbehilfeverein gibt, der von den Niederlanden aus in Deutschland aktiv ist. Während ihrer Ermittlungen wird aus einer Klinik ein an Leukämie erkranktes kleines Kind entführt. Da die Krankheit der kleine Leonie für unheilbar diagnostiziert wurde, sieht die Kommissarin einen Zusammenhang zu dem Tod der jungen Frau und zu dem Sterbehilfeverein.
Parallel dazu hat die Düsseldorfer Kommissarin mit einem möglichen Sterbefall in der eigenen Familie zu kämpfen. Ihr Vater ist vor kurzer Zeit in ein Hospiz umgezogen. Auf eigenen Wunsch. Gelassen und mit etwas ironischem Humor erwartet er seinen eigenen Tod. Diese eigene Betroffenheit der Kommissarin stellt eine emotionale Verbindung zu den Fällen in ihrem Kommissariat her. Ihr Vater ist Ansprechpartner in Sterbensangelegenheiten. Möchte jemand freiwillig aus dem Leben scheiden, wenn er erfährt, dass er so krank ist? Oder möchte er es vielleicht gar nicht?
Die Autorin hat sich enge Verflechtungen zwischen dem Privatleben der Kommissarin und ihren dienstlichen Ermittlungen ausgedacht. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite liest man diesen Roman durch. Dabei geht es weniger um die Frage, wer der Täter ist, als vielmehr darum, wie die Kriminalkommissarin Evelyn Eick den Tätern auf die Spur kommt. Es sind zunehmend engere Verwicklungen und Wendepunkte eingebaut, die den Leser auf eine falsche Spur führen. Was aber einerseits den Leser bei der Stange hält, damit er das Buch nicht aus der Hand legt, ist andererseits auch zu viel der Verwirrung. Deshalb bekommt das Buch einen Punktabzug. Von welchen Verwirrungen spreche ich? Zunächst einmal völlig deplatziert und überflüssig sind alle paar Seiten Episoden eingestreut, nicht länger als eine Seite, die das Geschehen im Hintergrund beleuchten. Dazu gehören beispielsweise die Massenschlachtung von Schweinen, bei der ich heute noch nicht weiß, was die mit dem Fall zu tun hat, als auch andere Geschehnisse um die Opfer und Täter herum. Das sind Passagen die der Leser durchaus überblättern kann bzw. die das Buch auch kürzer gemacht hätten ohne es an Spannung fehlen zu lassen. Schließlich sind es die überaus vielen Figuren, die von der Autorin in diesem Roman eingeführt werden und für Verwirrung sorgen. Dabei handelt es sich oft um Figuren im privaten Umfeld der Kommissarin. Neben ihrem Vater im Hospiz gibt es den Bruder, es gibt den Gerichtsmediziner, in denen sie sich verliebt hat, es gibt die Freundin, eine Nonne. Das sind alles Figuren die mit der Handlung nichts zu tun haben, nur für Verwirrung sorgen und nicht auf die falsche Fährte führen. Zwischen den verschiedenen Auftritten dieser einzelnen Figuren sind manchmal so große Abschnitte, dass sich der Leser kaum daran erinnern kann, um wen es sich eigentlich handelt. Das gesamte familiäre Umfeld der Ermittlerin wäre besser in einem weiteren Roman aufgehoben, als alle Figuren in einem Debütroman auftreten zu lassen.
Der Titel des Romans ist zwar unterschrieben mit Kriminalroman aus Düsseldorf, jedoch hätte ich von der Autorin mehr Bekenntnis zu den einzelnen Lokationen erwartet. Schade, dass viele Namen verfälscht wurden.
Dennoch fällt mein Fazit mit vier von fünf Sternen recht positiv aus. Ich bin mit der durchaus gut gemachten Unterhaltungslektüre zufrieden und halte das Buch bis auf die kleinen Anmerkungen für empfehlenswert.

Quint, Nadja
Verachte nicht den Tod
Taschenbuch
KBV, Hillesheim
ISBN 9783942446648

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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