Herrschaftszeiten no amoi!

„Herrschaftszeiten no amoi!“ von Katharina Lukas

Endlich beginnt heute nach zweijähriger Coronapause die Wies´n wieder. Doch es kommt zu einer Verzögerung. Der „Wurstkönig“ Michael Hacklbaur junior wird in einer mit Saublut gefüllten Wanne ertränkt aufgefunden. Die Münchner Reporterin Gundi Starck, gerade ohne Aufträge, sieht hier eine Verknüpfung mit einem ungelösten Wies´n-Mord aus dem Jahr 1985. Damals wurde Stadtrat Rudolf Strangassinger, der Hüter der korrekt eingeschenkten Wiesnbiermaß, mit einem Hendlspieß erstochen auf dem sogenannten Rauschberg oberhalb der Wies´n gefunden. Ist hier die Münchner Biermafia am Werk? Oder haben die beiden Morde ganz andere Hintergründe?

O’zapft is!

„Herrschaftzeiten no amoi!“ ist der erste Krimi, den ich von Autorin Katharina Lukas gelesen habe und ich bin absolut begeistert. Zwar habe ich hier keinen spannungsgeladenen Krimi bei dem ich mich davon abhalten muss an den Nägeln zu kauen vor mir. Trotzdem ist es so aufregend den Spuren von Gundi Starck bei ihren Ermittlungen zu folgen. Dabei erfahre ich so Vieles über die politischen Verhältnisse in der Mitte der 1980er Jahre. Über die Hetze gegen Asylsuchende und Ausländer, gegen Schwule, Drogenabhängige, Wohnungslose, Hausbesetzer und Prostituierte. Die vielfältigen Verwicklungen zwischen den Regierenden und der Wirtschaft in München beleuchtet sie in ihren Recherchen genauso wie das bayerische Amigo-System. Ich bekomme einen kleinen Einblick hinter die Kulissen des Oktoberfestes und hinter die Bierpreisgestaltung, die ja jedes Jahr aufs Neue für Diskussionen sorgt. Leider hat sich das herbeigesehnte Oktoberfest von früher im Lauf der Jahre zu einem Massenevent entwickelt, was nicht jedem Münchner gefällt.

Herrschaftszeiten no amoi!

Mir gefallen die sehr facettenreichen Menschen, die ich hier kennenlerne. Angefangen von Gundi Starck über ihren Freund Ferdinand „Ferdl“ Freudenreich, Hoteldirektor im Viersternehotel Monarch, dem pensionierten Kommissar Julius Pettenkofer, Madame Sonja und ihrem Sohn Markus „Mack“ Huber, Benedikt „Benz“ Richter oder der Stargeiger Wiktor. Ich habe mich inmitten dieser illustren Schar sehr wohl gefühlt.

Die beiden Morde vom Oktoberfest im Abstand von 37 Jahren aufzuklären hat mich gerade auch wegen der vielen geschichtlichen Hintergründe, die ich dabei kennengelernt habe, sehr gut unterhalten. Aber auch die menschlichen Schicksale und zwischenmenschlichen Beziehungen, die hier dahinter stehen, haben mich teils aufgewühlt und schockiert.

Ein leiser und trotzdem äußerst spannender München-Krimi, den man nicht nur vor oder während der Wies´n unbedingt lesen sollte.

Katharina Lukas
Herrschaftszeiten no amoi!
Gmeiner, Messkirch
ISBN 9783839202678

Rezension von
© Gaby Hochrainer, München 2022
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